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Cis*


Ich bin durch und durch Frau. Geniesse meine Weiblichkeit. Liebe meine femininen Rundungen und fühle mich in meinem Körper daheim.


Ich bin dankbar, für mich im „richtigen“ Körper geboren worden zu sein. Es ist eine zutiefst schwierige Vorstellung, wenn dem nicht so wäre. Wenn mein Fühlen, mein Wesen, mein Denken nicht kompatibel zu meinem Körper wäre. Wenn ich keine Verbindung dazu finden könnte und es sich einfach nur falsch anfühlen würde mit einem weiblichen Körper leben zu müssen. Ich kann mir vorstellen, es muss sehr angsteinflössend, überfordernd, verwirrend und belastend sein. Deshalb möchte ich zu mehr Toleranz, Akzeptanz und Offenheit aufrufen. Wisst ihr eigentlich wie unbeschwert ihr euch schätzen könnt, wenn es bei euch auch so ist wie bei mir? Habt ihr euch überhaupt schon einmal überlegt, wie es wäre, wenn es nicht so ist? Wenn nicht, dann hüüü los, stellt es euch jetzt sofort vor und denkt bitte darüber nach, wie es euch dabei gehen würde und wie ihr euch fühlen würdet, wenn ihr im „falschen“ Körper geboren wäret.


Ich wuchs in einer Welt auf, die das Frau- bzw. Mannsein als Norm anschaut(e), dass aber zwischen diesen beiden Geschlechtern noch viele weitere Geschlechteridentitäten liegen, wird nach wie vor zu wenig akzeptiert und toleriert. Ich musste mich bilden und informieren und habe gelernt, dass eben nicht alles nur binär ist. Zum Beispiel bin auch ich nicht einfach „normal“ (wie mir beigebracht wurde), sondern ich bin eine Cis-Frau. Schon nur die Annahme, dass nur die beiden Geschlechteridentitäten Frau und Mann als Norm akzeptiert werden – wie diskriminierend, intolerant und herablassend ist ein solches Denken? Deshalb noch einmal: ich bin cis* und nicht „einfach normal“! Cisgender bedeutet, dass ich mich mit dem Geschlecht, das mir bei der Geburt zugewiesen wurde, identifiziere.


Wir müssen heute und nicht erst morgen beginnen zu benennen, was wir sind oder eben nicht sind. Ich lerne jeden Tag dazu und versuche immer wieder von der binären Form abzuweichen und non-binär zu erzählen, zu diskutieren und zu denken.

Wenn ich das mache, werde ich immer noch von zu vielen Personen mit vielen Fragezeichen im Gesicht angeschaut. So à la: „was genau verzeut die? I chume nüme drus? Ha ni dr Fade verlore? Was geit bi dere?“

Und auch ich weiss noch lange nicht alles und finde nicht immer die richtigen Worte. Es fällt mir leider immer noch zu häufig auf, dass ich selbst ein „Gstürm“ mit all den verschiedenen Geschlechterbezeichnungen mache. Ich wünsche mir, dass es kein „Gstürm“ mehr gibt – nicht bei mir und auch bei allen anderen nicht - sondern die korrekten Benennungen aller Geschlechteridentitäten alltäglich werden. Die LGBTQIA+-Bewegung gibt es bereits seit über 20 Jahren. Meines Erachtens erhält sie immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit und Akzeptanz. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sie einmal keine Bewegung mehr sein muss und verschiedene Geschlechteridentitäten zur allgemeinen Normalität werden. Was einzig und alleine zählt ist, dass wir alle Menschen mit Gefühlen, Gedanken, Ziele und Wünschen sind. Wie Simone de Beauvoir bereits 1949 feststellte:„On ne naît pas femme : on le devient„ - man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es.

Bitte denkt doch einmal über diese Aussage nach. Vielen herzlichen Dank!


Eure Cis-Frau MINKA

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LGBTQIA+ steht für lesbisch, gay, bisexuell, transgender, queer, intersexuell und asexuelle. Das Plus symbolisiert eine Andockstelle für weitere Kategorien.


Simone de Beauvoir (1908 – 1986) war eine französisch Schriftstellerin und Philosophin. Sie gehörte zu den Begründerinnen der Philosophie des Existenzialismus.


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