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Die Hosenscheisserfraktion oder besser: es ist nie zu spät ein*e Robin*a Hood zu sein!


Schon lange einmal wollte ich über die „Hosenscheisserfraktion“ schreiben, aber es erschien mir doch jedes Mal zu aggressiv und zu anklagend. Aber nein, wirklich nein! Ich habe die Schnauze voll! Und auch schon das Wort „Schnauze“ hier zu verwenden, braucht mich einiges an Überwindung. Es ist aber tatsächlich so. Ich bin wütend und traurig zugleich und deshalb schreibe ich jetzt auch darüber. Also, los geht’s:


Welche Alltagsheldinnen oder –helden habt ihr? Als wir Kinder waren, waren dies im Glücksfall eindeutig unsere Eltern. Sie waren Superwoman, Pippi Langstrumpf, Kermit und Batman in einem. Nun sind wir aber erwachsen und unser Bild von einer Superheldin oder einem Superhelden hat sich gewandelt. Ich will unseren Eltern die Superfähigkeiten natürlich alle nicht absprechen. Werden wir aber grösser und älter, haben wir – legitimerweise – auch noch andere Vorbilder. Meine Heldinnen oder Helden sind für mich persönlich eindeutig mein engster Kreis. Meine lieben Freund*innen machen mein Leben leichter, stehen für mich ein und unterstützen mich, wo es ihnen möglich ist. Dieser Umstand ist aber so was von gar nicht selbstverständlich. Nebst meinem – ich würde behaupten - gutem Selbstwertgefühl, erhalte ich von meinen Freund*innen und meinem Lebenspartner genug Bestätigung, dass ich grundsätzlich in meinem Leben nicht falsch unterwegs bin. Solche Bestätigungen brauchen wir alle. Jede*r einzelne. Dies kann niemand bestreiten. Weil es einfach so ist.

Das Glück auf die Unterstützung von einem ausgewählten Freundeskreis zu zählen und einem „gebödeleten“ Selbstwertgefühl zu haben, ist ein hohes Gut!


Ich sehe es deshalb in meiner Verantwortung, für Personen einzustehen, die einen solchen Rückhalt nicht haben. Ehrlich gesagt, verlange ich das auch von allen anderen Menschen, die dieselben Voraussetzungen wie ich haben. Denn was ist unsere Aufgabe als Mensch?

Meine Antwort darauf: Ein guter Mensch zu sein!

Und das ist glücklicherweise eindeutig der grösste Teil der Menschheit. Doch trotz den richtigen moralischen Einstellungen, handeln wir zwar nicht falsch, aber wir handeln auch nicht. Hier stellt sich schon die Frage, ob das Nicht-Handeln schon falsch ist und ich behaupte: JA!


Ich nehme mich hier nicht raus. Ich erwische mich immer wieder in Situationen, in denen ich nicht genug für andere eingestanden bin, obwohl ich gemerkt habe, dass hier eine Diskriminierung vor sich geht oder jemand nicht fair oder nicht richtig behandelt wird.

„Aber hey - jaaaa nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und lieber stillschweigend die Situation über sich ergehen lassen.“

Besser ausgedrückt, eine andere Person muss leiden und ich schaue einfach nur zu. Das fühlt sich immer total beschissen an. Kennt ihr das Gefühl? Ich denke ja. Jede*r von uns kennt das Gefühl. Es kann schon nur im Kleinen sein. Zum Beispiel wenn du eine Kaffeepause während der Arbeit machst und dich an einen Tisch im Pausenraum setzt, an welchem die anderen Pausengspändli über eine andere Person, die nicht anwesend ist, nur lästern oder sich sogar über eine anwesende Person lustig machen, indem die betroffene Person Spruch um Spruch – natürlich getarnt als Witz – abbekommt. Du merkst aber, dass sich die „gemobbte“ Person merklich unwohl fühlt und es eigentlich gar nicht lustig findet, wie über sie gesprochen wird.

Sorry, aber wer es nötig hat, ein*e Tyrann*in zu sein, ist einfach nur armselig und hat einfach ein tiefes Niveau.

Ich erachte es als unsere Aufgabe, die Menschen zu verteidigen, die nicht gut und auch nicht richtig behandelt werden. Es ist „imfall“ wirklich nicht korrekt, sich über andere Menschen lustig zu machen – wenn diese es nicht selbst indizieren. Hier meine ich natürlich aber auch nicht die ironischen Witze, die du mit deiner besten Freundin oder deinem Kumpel machst und sie oder er ist die/der Hauptprotagonist*in darin. Solche Witze sind natürlich mehr als nur erlaubt – sie machen Spass und sind zum Teil sogar auch versteckte Liebesbotschaften. Wenn du unter guten Freund*innen witzelst und man sich gegenseitig „hochnimmt“ ist das nicht dasselbe, wie das Beispiel in der Kaffeepause. Die Stimmung der Gesamtsituation fühlt sich komplett anders an: stimmig, lustig und gelöst. Am Beispiel der Kaffeepause empfindet die betroffene Person die Situation als unangenehm. Die Sprüche sind unter jeder Gürtellinie und die Diskriminierungen sind als Witze getarnt. Vielfach entstehen solche Situationen auch, ohne dass es die betroffene Person überhaupt mitbekommt. Alles geschieht hinter ihrem Rücken. Beides ist so was von feige und absolut nicht korrekt.

Ich schreibe hier auch nicht über das Lästern von Leuten im öffentlichen Leben. Ich bediene mich ab und zu auch gerne an Gossip. Das ist absolut nicht das, was ich meine. Ich meine die Alltags-Zivilcourage, die vielen von uns fehlt – auch mir. Ich weiss im Nachhinein, ich hätte anders reagieren und handeln sollen sowie für die andere Person einstehen müssen. Jedoch verhindert häufig ein Mechanismus in mir drin das korrekte Handeln. Ich bin wie paralysiert. Leider wurde mir zu viel eingetrichtert: „misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen“. Das ist so typisch schweizerisch und das Nicht-Stellungbeziehen ist dermassen keine Heldinnen- oder Heldentat – wie schon ganz zu Beginn geschrieben – es fühlt sich sogar völlig beschissen an. Zusätzlich sind wir doch alle auch noch konfliktscheu – auch wieder so etwas typisch schweizerisches. Wäre es nicht ab und zu besser, wir würden uns einem Konflikt stellen? Anstelle nur zuzusehen und uns wieder beschissen zu fühlen? Ich denke, wir alle kennen die Antwort.


Wer kann nicht für Gerechtigkeit sein und sich für Personen einsetzten, die manchmal – aus welchen Gründen auch immer – es für sich alleine nicht können? Wenn du zu den Guten gehörst und das tust du. Ich weiss es. Steh in deinem Alltag für alle die ein, die es für sich nicht können. Bleib deinen Werten treu, sei ein guter Mensch und sag den Personen, die es nicht besser wissen und mobben, sie sollen es sein lassen. Es kann dir nichts passieren und wenn doch, was wäre das? Dann hättest du eventuell eine Diskussion oder eine*n sogenannte*n „Kolleg*innen“ weniger. Was soll’s? Mit solchen Leuten willst du eh nicht befreundet sein. Solche die sich über andere lustig machen, um sich besser zu fühlen und sich keinen Dreck um die Gefühle der Person scheren, die sie beleidigen, diskriminieren, mobben oder belächeln.


Ich bemühe mich sehr, dass ich in meinem Alltag all solchen Personen die Stirn bieten kann und ich weiss, es ist und wird nicht einfach. Weil wir sind nun mal so wie wir sind – aber genau das ist einfach nur eine faule Ausrede – weil nur weil wir das bis jetzt waren, heisst das noch lange nicht, dass wir in Zukunft nicht anders sein können. Das ist ja das schöne daran. Du kannst dich wandeln und ich hoffe für alle von uns, dass wir uns immer wieder wandeln. Weil nur so kommt unsere Welt voran. Und wir können, die beschützen und verteidigen, die es selber für sich nicht können (es gibt 1000 Gründe dafür). So wird unsere Kugel zu einem besseren Ort und wir alle wollen an einem schönen und gerechten Ort leben. Also hü! Wird zur nächsten Robina oder Robin Hood. Wir brauchen dich! Sei ein guter Mensch! Die Welt braucht dich! Es ist nie zu spät!

Eure Robina Hood aka MINKA

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