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Frauen und Finanzen


Liebe Frauen, kümmert ihr euch selbst um eure finanziellen Angelegenheiten? Oder übernimmt das ein/dein Freund, Partner, Ehemann oder sonst eine andere Person für dich?


Ich weiss, das Thema Finanzen ruft bei mir auch nicht gerade die pure Ekstase aus.

Bis ich jeweils meine Steuererklärung erledigt habe, sind Staubsaugen, Fensterputzen, Kaffeemaschine entkalken und sogar der alljährliche Gang zum Zahnarzt schneller erledigt, als das Eintippen von taxme.ch in meinem Browser. Einer meiner Vorteile ist jedoch, dass ich ein Flair für Zahlen habe und für mich vieles logisch ist, was mit Finanzen zu tun hat. Klar, das ist auch ein bisschen meiner Ausbildung und meinem beruflichen Werdegang geschuldet. Trotzdem machen Socken zum Trocknen aufhängen für mich immer noch mehr Spass, als eben eine Zahlenschlacht zu veranstalten - in welcher Form auch immer.


Trotz der Schwerfälligkeit des Themas möchte ich darüber schreiben. Denn so komisch es auch klingen mag, diese Angelegenheit liegt mir am Herzen.


Habt ihr gewusst, dass es eine Frauenarmut in der Schweiz gibt? Diese Tatsache kann man sich schlecht vorstellen, da wir in einem der reichsten Länder der Welt leben. Aber ja, die Frauenarmut, die gibt es definitiv und das erschreckt mich sehr. Frauen verdienen nach wie vor ungefähr 20% weniger als Männer und das ist mitunter einer der Hauptgründe für die weibliche Armut. Dazu kommen historische Bedingungen und die Institution Ehe, die unsere heutigen Gesetze immer noch vordergründig beherrschen und die sind noch lange nicht den neusten Gegebenheiten und Lebensformen angepasst. Die finanzielle Altersvorsorge schliesst also auch Frauen in vielerlei Hinsicht aus.


Weißt du noch, wie es bei deiner Mutter oder sogar deiner Grossmutter war? Mehrheitlich blieben sie zu Hause und kümmerten sich um Kinder und Haushalt. Es wurden also keine Zahlungen an irgendwelche Sozialeinrichtungen getätigt, ausser:


Beitragspflichtig sind auch verheiratete Personen ohne Erwerbseinkommen. Ihr Beitrag gilt allerdings dann als bezahlt, wenn der erwerbstätige Ehepartner auf seinem Einkommen mindestens den doppelten Mindestbeitrag an die AHV entrichtet. Quelle: https://www.ahv-iv.ch/de/Sozialversicherungen/Alters-und-Hinterlassenenversicherung-AHV/Beiträge#qa-739 abgerufen, 11.06.2022


Der doppelte Mindestbeitrag beläuft sich - Stand heute - jährlich auf CHF 1'006.-. So oder so erhält man in der Schweiz eine Minimalrente von CHF 1'195.-. Das reicht unmöglich aus, um in der Pension keine Geldsorgen zu haben. Das heisst, eine zweite und auch dritte Säule ist unumgänglich, wenn wir im Alter geldtechnisch keine schlaflosen Nächte haben möchten. Das gilt übrigens auch für alle anderen erwerbstätigen Personen. Denn die Maximalrente für Einzelpersonen beträgt pro Monat CHF 2'390.-. Egal, wie hoch das Einkommen ist. Dies ist der Höchstbetrag, den du von der AHV in der Pension pro Monat erhalten kannst. Auch nicht gerade viel.

Wie viel Geld brauchst du pro Monat, um all deine Rechnungen und Unterhaltskosten bezahlen zu können? Garantiert mehr als CHF 2'400.- pro Monat, oder? Ich auf jeden Fall schon. Meine Krankenkassenprämie beträgt ja schon nur CHF 500.- pro Monat und die wird im Alter garantiert nicht günstiger.


Nun, die Zeiten haben sich geändert und viele Mütter arbeiten mittlerweile gegen Entgelt. Jedoch meistens Teilzeit. Dies bedeutet, es wird automatisch auch weniger in die Sozialversicherungen einbezahlt als bei einer 100%-Anstellung. Hinzu kommen bei Frauen auch noch häufiger Erwerbsunterbrüche wie zum Beispiel Pausieren nach dem Mutterschaftsurlaub und aber auch Betreuung von anderen Familienmitgliedern.


Wird eine Ehe eingegangen, dann wünsche ich wirklich jedem Paar, dass diese Vereinbarung bis ans Ende des Lebens hält. Dass es der/die Partner*in in Crime for Life ist – wirklich! Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass man das Leben plant und meistens sowieso alles anders kommt. Auf alle diese Eventualitäten sollte man trotz der rosaroten Brille deshalb vorbereitet sein und finanziell immer unabhängig zu*m/r Partner*in bleiben. Weil wenn dann der worst Case eintreffen würde, bin ich überzeugt, erleichtert eine finanzielle Unabhängigkeit vieles. Weil Sorgen hat man dann schon genug.


Ich sage immer: „Geld macht per se nicht glücklich“ und davon bin ich wirklich überzeugt.

A-B-E-R kein oder zu wenig Geld zu haben, bereitet viele Sorgen und gefährdet die eigene Existenz. Existenzängste zu haben, ist etwas vom Grauenvollsten und nimmt dem Leben enorm an Qualität. Für mich bedeutet Geld vor allem Unabhängigkeit und Unabhängigkeit macht mich glücklich. Ich kann selbstbestimmt durchs Leben gehen, ohne jemandem Rechenschaft abzulegen. Ich bestimme ganz alleine für mich und das ist für mich eines der schönsten und erstrebenswertesten Gefühle überhaupt.


Mit dem Thema Frauen, Finanzen und die 1. Säule kratzen wir hier nur an der Eisoberfläche. Es gäbe noch viel zu schreiben über die AHV-Rente und die beiden weiteren Altersvorsorgesäulen plus natürlich noch andere finanzielle Absicherungen.

Wie zum Beispiel, dass eine nicht erwerbstätige Person gar nicht in eine dritte Säule einzahlen darf und auch keine Pensionskasse (BVG/2. Säule) hat. Seht ihr langsam aber sicher die Misere, in der wir stecken?

Auf alles einzugehen, würde hier jedoch den Text sprengen. Ich möchte mehr an dich da draussen appellieren, dass es bei dir Fragen aufwirft und du dich dem Thema - sei es nun einmal so langweilig - trotzdem annimmst. Es ist wichtig und wird zu sehr unterschätzt und vergessen.


Ich bin überzeugt, du willst genauso wie ich, frei durchs Leben gehen können und ohne grosse Sorgen in die Zukunft blicken können. Je mehr wir die Finanzen selber auch in die Hand nehmen oder wissen, wie es um sie steht, desto gleichberechtigter wird auch unsere Welt und wir sind nicht abhängig von einem System1) oder einem Menschen. Weil Geld regiert nun mal die Welt. Nehmt euch also die Zeit und widmet euch einmal euren Finanzen. Die paar Minuten, die ihr euch dem Thema widmet, ist die erste und beste Investition, die ihr für eure Altersvorsorge machen könnt und die zahlt sich definitiv aus.


Eure finanziell unabhängige (und das ist ein grosses Privileg)

MINKA

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1) Mir ist wichtig zu erwähnen, dass ich das Privileg habe, nicht ganz so abhängig von unserem System zu sein, als es eine Mutter je sein könnte. Als kinderfreie und erwerbstätige Frau kann ich unabhängiger in meine Zukunft investieren, da ich ganz alleine für mich entscheiden kann/muss. Als Mutter wäre ich auf das System angewiesen und das noch mehr, falls ich alleinerziehend wäre. Deshalb: fix the system not the woman!!!

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