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Haifischbecken Frausein


Mittlerweile wisst ihr sehr gut, dass ich alle Facetten des Frauseins liebe. Nichtsdestotrotz will ich hier einfach auch einmal erwähnen, dass das Frausein auch seine unschönen Seiten hat. Ironischerweise tauchen einige dieser unschönen Seiten nur unter Frauen auf. Ja, liebe Männer – ihr habt Pause in diesem Text von mir - #zwinkersmiley - oder noch besser: ihr werdet sogar als Vorbild für uns Frauen hoch gelobt. Ihr seid im Umgang untereinander zum Teil Frauen meilenweit voraus und wir können von euch einiges lernen.


Wie eine Frau zu sein hat, wie ich das empfinde und wie ich bin, konntet ihr in einem meiner ersten Texte lesen. Seitdem konnte ich ein paar Erlebnisse dazu sammeln, die mir aufgezeigt haben, dass es wirklich nicht einfach ist, mein Individuum zu leben oder so zu sein, wie ich es mir für mich wünsche, ohne dabei verurteilt, bewertet zu werden oder den „Not-Approved-Stempel“ aufgedrückt zu bekommen.


Einander unterstützen und sich gegenseitig Erfolge gönnen mag so simpel wie auch einfach klingen. Ist es aber nicht! Anscheinend ist es etwas, was für viele Menschen sehr schwierig ist und ihnen Mühe bereitet. Ganz besonders Frauen untereinander tun sich oft schwer damit. Das Wort „Empowerment“(1) - einfach übersetzt: das gegenseitige Anstiften von Selbstbestimmung über seine eigenen Lebensumstände - ist momentan allgegenwärtig und man hört und liest es überall. Für mich aber auch ein Wort, das sehr zur Mode geworden ist. Denn jede*r findet das Wort Empowerment super, was es ja auch wirklich ist. Es wird in vielen verschiedenen Kontexten immer wieder verwendet. Verstehen die Leute aber auch wirklich, was das Wort bedeutet und wird es auch wirklich von ihnen gelebt? Ich wage hier einmal zu behaupten: es gibt noch sehr viel Luft nach oben.


Die Königsdisziplin im Haifischbecken Frausein ist meiner Meinung nach das Muttersein. Mutter zu sein ist per se schon eine lebensverändernde, sehr herausfordernde und nicht einfache Rolle und Aufgabe. Als nicht Mutter kann ich aber aus der Beobachterinrolle sagen:


Liebe Mütter da draussen, ihr macht alle einen wundervollen Job nach gutem Gewissen, vollem Herzen und euren Möglichkeiten!


Mütter untereinander können so was von grausam und urteilend sein und wie gesagt, ich schreibe hier aus einer Beobachterinrolle. Ich bin oft auch sehr traurig, wenn ich bemerke, dass Frauen sich gegenseitig immer wieder so einen Stress machen. Versteht mich nicht falsch, das ist eine grobe Verallgemeinerung und ich will auch niemanden anklagen.

Jedoch denke ich, viele Mütter würden mir zustimmen, wenn ich behaupte, dass es nicht einfach ist, einen anderen Weg zu gehen, sein Kind anders zu erziehen als vielleicht die Nachbarin oder die Freundin im Quartier.

Beginnend mit dem Thema Stillen über „bist du eine DIY-Mom?“(2) Ist alles dabei.

Kochst du jeden Brei selbst? - Natürlich nur aus Bio-Gemüse und vom Markt um die Ecke. Nähst du alle Kleider für dein Kind selbst? - Natürlich nur aus Fairtrade-Stoff.

Arbeitest du 40% oder mehr? Oder widmest du dich komplett der Erziehung deines Kindes oder deiner Kinder? - Weder das Eine noch das Andere wird richtig sein.

Du schmeisst den Haushalt wie von Zauberhand, fährst deinen Nachwuchs – natürlich mit deinem Fahrrad oder E-Bike – zum Flötenunterricht und Fußballturnier. Du bist ein Mitglied des Quartiervereins und organisierst nebenbei immer noch verschiedene Aktivitäten für deine ganze Nachbarschaft. Tischlerst mir nichts dir nichts für deine immer aufgeräumte Küche noch eine neue Sitzbank und bäckst parallel dazu einen Geburtstagskuchen für dein Kind. Und nicht zu vergessen: du hast selbstverständlich immer noch genügend Zeit für Familie und Freunde und du bist bei all deinen Aktivitäten immer und ich schreibe IMMER top gestylt. Du bist eine Powerfrau und brauchst ja sowieso nur drei Stunden Schlaf pro Nacht.


Seien wir ehrlich, du kannst alles noch so korrekt und perfekt machen und alles unter einen Hut bringen: Es wird immer eine geben und ich schreibe hier bewusst „eine“, die das nicht so sieht. Sie würde nämlich alles oder etwas anders machen und das bedeutet, dass deine Art in ihren Augen eben nicht richtig ist oder nicht gut genug.


Einerseits völlig menschlich, denn so ist unser Leben. Jede*r lebt es anders und das ist ja genau das Schöne daran. Die Freiheit wählen zu können, wie man leben möchte. Trotzdem schmerzt es, wenn man für seinen Weg zu leben von anderen verurteilt wird, weil diese das Leben eben eventuell nicht so leben würden. „Who cares“ - ist da manchmal gar nicht so einfach zu denken. Es gibt immer irgendjemand, der es anders machen würde. Überlassen wir doch einfach jeder Person selbst, wie sie Leben möchte. Das wird dann so auf jeden Fall schon richtig sein.


Für mich persönlich ist das Muttersein eines der Becken mit den meisten Haien darin. Es gibt aber noch einige andere Lebensbereiche, in denen Frauen einander nicht so viel gönnen und sehr verurteilend sein können.

Ist es Neid? Ist es die eigene Unzufriedenheit? Ist es das nicht Verstehen wollen des Gegenübers? Ist es Intoleranz? Oder was ist es?

Natürlich kann es eines der oben genannten Beispiele sein. Sehr gut möglich. Dazu habe ich aber noch eine weitere Theorie: wir sind viel, also wirklich viel zu streng zu uns selbst. Deshalb sind wir dann vielleicht auch so hart zu anderen Frauen und erwarten genau so viel von ihnen, wie wir von uns selbst erwarten. Hier kommt aber die Ernüchterung: diese Rechnung kann nie aufgehen und ist zum Scheitern verurteilt.

Ich appelliere deshalb hier für mehr „Laissez-faire“! Wir sind alle nicht perfekt und werden es nie sein. Perfektionismus macht dich so oder so nicht glücklich. Zufriedenheit erhältst du unter anderem, wenn du dein Leben selbstbestimmt leben kannst und ich meine wirklich selbstbestimmt.

Es gibt immer andere Meinungen und Fremdeinwirkungen. Unbedingt! Das macht unsere Welt und unsere Gesellschaft divers und spannend.

Stell dir aber vor, es gäbe in der nächsten M&M’s Packung, die du kaufst, plötzlich nur noch orange M&M’s? NoNoNo – wo sind die Grünen hin? Für mich persönlich ein kleiner Weltuntergang.

Was ich damit sagen will: wir wollen doch alle eine Verpackung mit vielen verschiedenen Frauen, Müttern, Freundinnen, Nachbarinnen, Studentinnen und Chefinnen. Wie langweilig wäre unser Leben, wenn alle gleich wären?


Beobachten wir deshalb doch einmal wie es Männer untereinander machen. Wie sie sich anspornen, sich gegenseitig Erfolge wünschen und wie sie sich untereinander nur das Beste wünschen? Wie sie sich beim kleinsten Erfolg gegenseitig auf die Schulter klopfen und die Freude am Erfolg des Anderen teilen können? Wie sie sich nicht vergleichen mit anderen Männern? Wie sie sich untereinander vernetzten und unterstützen? Wie viel Toleranz sie sich gegenüber haben, wie ehrlich sie zueinander sind und sich nicht hinterfragen, wie es denn der Andere macht? Weil es einfach in Ordnung ist, wie er es macht. Und noch einmal: wie sie sich gegenseitig empowern?

Aber vergesst nicht. Auch hier: die Ausnahme bestätigt die Regel. Jedoch denke ich, können wir Frauen uns von den Männern in dieser Hinsicht noch einiges abgucken und dazu lernen.


Ich erlebe immer wieder Situationen, in denen ich mich nicht verstanden, akzeptiert und geliebt fühle für den Lebensweg, den ich für mich gewählt habe. Ich nehme an, ich bin bei weitem nicht die Einzige damit, die das so gelegentlich empfindet. In diesen Momenten hilft mir immer folgende Songtextpassage – vielleicht hilft sie dir ja auch?


Wenn di jede liebt, hesch irgendöpis fautsch gmach. Wenn di niemer liebt, hesch Päch gha, aber sicher nid aues fautsch gmacht.

Baze „i muess nüt“


Lernen wir uns gegenseitig zu empowern

eure MINKA



Anmerkung: Ich schreibe in diesem Text bewusst aus der heteronormativen Sicht, um den Unterschied zwischen den beiden sozialen Geschlechtern Frau und Mann etwas sichtbarer zu machen. Mir ist es aber wichtig, zu erwähnen, dass ich die heteronormative Weltanschauung nicht als normal ansehe und auch nicht anerkenne.

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1) Definition Empowerment:

Mit Empowerment bezeichnet man Strategien und Maßnahmen, die den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung im Leben von Menschen oder Gemeinschaften erhöhen sollen und es ihnen ermöglichen, ihre Interessen eigenmächtig, selbstverantwortlich und selbstbestimmt zu vertreten

Definitionen zu finden auf https://de.wikipedia.org/wiki/Empowerment - abgerufen am 11. August 2021


2) Definition DIY

Ist die Abkürzkung für „Do it yourself“ und beschreibt den Trend alle möglichen Dinge, wie Möbel, Schmuck, etc. eigenständig anzufertigen.


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